Vibrationen
Mögliche Ursachen


Dieser Artikel ist in der Clubzeitschrift des Citroen SM Clubs Deutschland erstmals erschienen. Die Clubzeitschrift erscheint für Mitglieder regelmäßig und beinhaltet stets aktuelle Erlebnisberichte, technische Artikel sowie Informationen über die aktuelle Ersatzteillage. Weitere Informationen auf der Clubseite.

von Andreas Heene

 


Beim Zusammenbau der Mechanik des SM IE nach dem Geraderichten des Rahmens bin ich sehr sorgfältig vorgegangen und habe alles Mögliche versucht, um alle mechanischen Aggregate ohne Höhenschlag oder Un wuchten zu montieren. Allein, es war ein langer Weg dorthin.

Wer wie ich ein Getriebe des SM überholt bzw. überholen lässt, sollte die Aufnahmeteller der Ausgangswellen einer genauen Prüfung unterziehen. Auf diesen Tellern werden nämlich die Bremsscheiben montiert und dann die Tripoden. Dummerweise lassen sich die Getriebe im ausgebauten Zustand sehr gut mit montierten Bremsscheiben auf dem Werkstattboden hin und her rollen- und wer weiß, wie sie beim Herausheben aus dem SM grob auf den Bremsscheiben verkantet abgesetzt wurden.

Es kann also sein, dass die Aufnahmeteller leicht eiern. Sind sie aber bei zerlegtem Getriebe ausgebaut, sollte man sie auf einer Drehmaschine auf Spitzen nehmen und die Auflage mit der Messuhr messen und bei Abweichungen plan drehen lassen. Wer Getriebe nicht selber macht, sollte das dem entsprechenden Restaurateur schriftlich anschaffen. Wenn die Dinger nämlich eiern, dann eiert die ganze Bremse, und das spürt man im Fahrbetrieb deutlich. Ein zehntel Millimeter am Teller wird einiges mehr am Rand der Bremsscheibe mit ihrem größeren Durchmesser.

Da ich mein Getriebe fertig überholt erhalten hatte, aber noch ohne das Überdrehen der Ausgangswellenflansche, habe ich mir eine Vorrichtung mit Messuhr gebaut und den Schlag bei montierten Scheibenbremsen gemessen. Dann habe ich jeweils an der entsprechenden Erhöhung des Wellenflansches für die Auflagefläche der Bremsscheibe mit einer feinen Feile vorsichtig Material abgetragen, bis alles fluchtete. Danach Einbau von Motor und Getriebe mit gutem Gewissen.

Die alten Tripodentöpfe habe ich mir angesehen, die hatten nur ganz geringe Laufspuren dort, wo die Mitnehmerkugeln bei Normalfahrt sitzen. Nun, ich dachte mir mal so, dass ich einfach die linke mit der rechten Tripode tausche, um den Mitnehmern eine jungfräuliche Lauffläche zu geben.

Den SM eine Nacht vorm Internationalen Treffen in Pfäffikon fertig gebaut, noch nachts durchgeschraubt, weil das Licht nicht ging und dann morgens losgefahren. Ja hübsch war das!!! Beim etwas kräftigeren Beschleunigen vibrierte der SM etwas und beim Bremsen rappelte er so, dass ich dachte, die Kiste fällt auseinander. Also bin ich recht behutsam gefahren.

Zuhause angekommen, wurde getestet und alles zerlegt, Bremsscheiben gemessen, die waren rundlaufend, siehe oben. Antriebswellen getauscht - war schon etwas besser, aber immer noch nix. Tripoden zurückgetauscht, toller Erfolg, nun schepperte das ganze Auto beim Beschleunigen. Da ist mir dann schon leicht der Kragen geplatzt, vor allem, weil ich das mehrfache Zerlegen und Zusammenbauen echt hasse. Vor allem in den fetthaltigen Bereichen dort unten neben dem Motor.

Letztendlich, nach dem zweiten erfolglosen Wellentausch, blieben nur noch die Tripoden übrig, die ,,alt" waren. Also habe ich mir neue aus meinem Lager geholt, um diese Fehlerquelle einfach auszuschließen. Und siehe da, der Wagen lief auf einmal super.


Fazit war für mich folgendes: Die Tripoden haben immer leichte Verschleißspuren, die immer an der gleichen Stelle wie bei der Erstmontage mit den Mitnehmerkugeln kontaktieren müssen. Baut man den Motor aus, so ist es möglich, dass dieser beim Einbau etwas anders positioniert wird als original, das heißt dann, dass die Mitnehmerkugeln leicht neben den Einlaufspuren laufen. Das tun sie auch brav, bis Belastung im Sinne von Drehmoment auf sie wirkt. Dann nämlich rutschen sie in die Einlaufspuren und die Welle erhält eine Längsspannung, die Achse steht unter Zug und durch die Winkelabweichung des Tripodensternes von der Senkrechten rumpelt an einer Posi tion eine Kugel ins Loch und an anderer heraus. Durch das Ein- und Auslaufen der Mitnehmerkugeln in die Einlaufspuren wackelt die Welle vertikal und vibriert.

Ob das nun bei Bremsmomenten oder Beschleunigungsmomenten auftritt, ist dabei dann nur die Frage, auf welche Seite der Drehrichtung die Einlaufkerben positioniert wurden. Bei meinem SM kam noch erschwerend hinzu, dass ja der ganze Vorbau gerichtet wurde, um die Rahmenabweichung von je 4mm in zwei Richtungen zu reparieren. Die Tripoden waren dabei in den Jahren vorher auf das schiefe Auto eingelaufen, und saßen nun in einem geraden, aber eben nicht an den alten Einlaufstellen der Tripodenlaufflache. Sie saßen halt ca. 4 mm daneben.

Ich habe für diese Erkenntnis zwei Wochenenden herumgeschraubt. Aber, am Ende war ich froh, das mit den neuen Tripoden als Lösung gefunden zu haben. Schade nur, dass die Dinger so elend teuer und so schlecht verfügbar sind.