Scheinwerfer
Hydraulik der Niveauregulierung instandsetzen
 


Bei den meisten SM ist die Dynamische Scheinwerferverstellung defekt. Wer die dynamische Scheinwerferhydraulik reparieren will, muss wie folgt vorgehen:


Der alte Nehmerzylinder aus Plastik hinter dem rechten Scheinwerferkasten sitzt auf der rechten Rahmenendspitze und ist in vielen Fahrzeugen defekt, weil durch die Porösität und Materialalterung der hintere Schlauchstutzen abgebrochen ist und die Hydraulikflüssigkeit ausgelaufen ist. Es kann in diesem Falle nur das schwarze Plastik- Chassis kaputt sein - die Membrane, Kolben und Klarsichtzylinder sind im Allgemeinen okay. Fehlt aber neben den zwei Befestigungsschrauben (Inbus M5 x 16) die O-förmige Drahtklammer um den klaren Plastikzylinder, so hat dieser Seitenkräfte erhalten und ist möglicherweise auch hinüber.




Bei einem meiner Fahrzeuge habe ich eine diesbezügliche Reparatur aus gedrehten Aluteilen vorgenommen, die die Kolbenstange ersetzen. Für die Sanierung der Anlage muss also in jedem Falle das schwarze Kunststoffchassis des Nehmerzylinders nachgefertigt werden, am besten aus Messing gedreht mit hart angelöteter Fußplatte. Teil dann sandstrahlen und bronzieren lassen.

Geändert werden sollte auf jeden Fall die Lage des Einfüllstutzens, der um 30° gegenüber der Originalversion liegen muss, um die Anlage im Fahrzeug und befüllen und entlüften können. Er muss eingebaut den höchsten Punkt des Zylinders entlüften können!



Anschließend wird die gesamte Zylindereinheit an den Hartplastikschlauch angeschlossen, indem man ihn per Heißluftgebläse erwärmt und auf den zentralen Stutzen steckt. Achtung! Bei Schläuchen mit Keramiksteinchen darin muss vor jeder Verbindung ein rotes Kreuzstück aus Plastik bzw. eine Feder sitzen, damit die Steinchen nicht das Loch des Stutzens verschließen.

Die für die Befüllung zu verwendende Flüssigkeit muss Temperaturbeständig sein, darf nicht gefrieren oder verdunsten und sollte nur wenig Dichteschwankungen aufgrund der Außentemperatur aufweisen. Als ideal und der Orginalbefüllung am nächsten hat sich Modellbahnöl SR24 erwiesen:



Für das Befüllen der Anlage mit müsste eigentlich die gesamte Einheit mit Schläuchen und Eckzylindern am vorderen und hinteren Stabilisator ausgebaut werden, da durch die Gestänge der Stabis die Eckzylinder nie in Neutralposition ihrer Kerbenmarkierungen stehen. Demontageaufwand ca. ein Tag und zudem werden die Einstellungen, soweit noch vorhanden, verstellt, zudem geht auch leicht etwas kaputt. Also möchte man die Anlage drinlassen, was aber bedeutet, dass man eine Druckbefüllung vornehmen muss. Dies geht bei den aufzubringenden Mengen und Drücken mit einer normalen Injektions-Einwegspritze. Nur bringt es nichts, das eingebaute System vollzudrücken und dann die Verschlussschraube auf den Füllstutzen zu setzen, weil natürlich beim Absetzen der Spritze sofort Druck und Flüssigkeit entweichen. Man braucht also ein Füllventil, welches erlaubt, mit angesetzter Spritze das System unter Druck zu befüllen; anschließend wird das Ventil zugedreht, der Druck ist im System und die Spritze kann abgesetzt werden.

Am besten wäre ein Nadel-Winkelventil mit Feingewinde, was aber kompliziert herzustellen ist. Es geht aber auch einfacher: Von der Firma WEBRA, die Modell-Flugmotoren herstellt (Modellgeschäfte) gibt es eine lange Düsenstockausführung mit Vergasernadel, die ausreichend stabil ist und ein MS-Anschlussgewinde aufweist. Da es eine Vergaserdüse ist, hat der Düsenstock keinen Ventilsitz für die Nadel und ist noch nicht dicht. Man muss also das untere Ende auf 2 mm aufbohren und ein Messingrohr Durchmesser 1 mm x 0,5 einpressen und verlöten - somit erhält die Nadel ihren Sitz . An den Winkelstutzen (= Vergasereingang) lötet man ein Rohr mit Innen 4 mm, welches die Spritze aufnimmt.



Der fertige Ventilsatz wird mit einer Dichtung in den Nehmerzylinder eingeschraubt und zwar so, dass der Spritzenstutzen gut erreichbar positioniert ist. Befüllen dann wie schon gesagt: Spritze mit Modelbauöl, Ventil auf, Öl hineinpressen, bis die Rillen im Nehmerzylinder am Rand des Glases stehen (Fahrzeug in Normalposition mit laufendem Motor!), dann Ventil fest zudrehen und fertig!

Allerdings Vorsicht! - der Vorgang verlängert sich erheblich bei Luftblasen im System: In diesem Falle den Schlauch des Zylinders mit diesem hochheben so weit es geht und dann System erst drucklos füllen und Luftblasen nach oben kommen lassen, sie entweichen durch das Ventil, aber es dauert ewig!

Der höchste Punkt des eingebauten Systems liegt am T-Stück auf dem vorderen rechten Radkasten, wo die drei Leitungen von hinterem Stabi, vorderem Stabi und Nehmerzylinder zusammentreffen. Da die Leitungen zu den Stabis nach unten gehen, sind sie meistens auch noch weitgehend voll, so dass leere Leitungen normalerweise nur im Bereich des Radkastens auftreten. Perfektionisten können hier folgendes noch zusätzlich machen: Sie bauen sich ein neues T-Stück mit einem weiteren Nadelventil, dies ist dann der höchste Punkt, an dem zusätzlich befüllt und entlüftet werden kann, womit das Gesamtsystem einstellbar wird ohne irgendein Teil auszubauen.



Empfehlung: Füllen des Systems unter Druck, dass der Nehmerkolben weit herauskommt, sodann Ventil schließen und Scheinwerferfeder einhängen. Dann System einen Tag oder länger stehen lassen, dass sich alle Leitungen und Membranen "setzen". Erst später Position des Nehmerkolbens durch Ablassen von Öl über das Füllventil regulieren, bis die Riefen des Kolbens am gläsernen Deckel stehen.

Mag sein, dass die Reparatur der Hydraulik nicht dem Originalsystem entspricht, aber was soll man machen, wenn es die Teile nicht mehr gibt. Die originale Funktion wird jedenfalls erfüllt und eine gute Justierbarkeit ist gegeben. Ersparnis von Kofferraumdemontage und die Möglichkeit, jederzeit die Anlage genau justieren zu können, sind die Hauptvorteile des Umbaus. Eine funktionsfähige Alt Anlage sollte man wegen der Originalität nicht umbauen.


Andreas Heene