Radkappen
"Das verkappte Rad"
Komplette Aufarbeitung der Zierbleche


Dieser Artikel ist in der Clubzeitschrift des Citroen SM Clubs Deutschland erstmals erschienen. Die Clubzeitschrift erscheint für Mitglieder regelmäßig und beinhaltet stets aktuelle Erlebnisberichte, technische Artikel sowie Informationen über die aktuelle Ersatzteillage. Weitere Informationen auf der Clubseite.

von Andreas Heene
Fotos: Klaus Steinbrink

 


Im Laufe der letzten 25 Jahre sind die Radkappen unserer SM nicht besser geworden; sieht man sich eine genauer an, merkt man, dass an drei Punkten Fehlervorliegen.


1. Der hintere Rand der Radkappe, der der Stabilität dient, ist meistens mehrfach nach innen gebogen, da unsensible Mitarbeiter von Reifendiensten oder hirnlose Vorbesitzer die Radkappen mit starken Schraubendrehern entfernen wollten, möglichst noch mit nicht entfernter Zentralschraube. Offensichtlich wissen nur Eingeweihte, dass man vorher seitlich hinter die Kappe schaut, um den Hebel an einer der verstärkten Aussparungen unter den Halteklammern ansetzt.


Die originale Mattierung per Lack weist
bei nahezu jeder Radkappe Schäden auf

2. Die silberne Farbe in den Randsegmenten ist durch gut gemeintes Polieren der ordentlichen Besitzer meist nur noch rudimentär erhalten, da es sich um einen Lack handelt, der durch das Polieren nach und nach abgetragen wird.


3. Die schwarze Lackierung um die Löcher der Radschrauben ist zwar haltbarer als das Silber, wird aber von den unter 1. beschriebenen Pappenheimern mit dem Radmutternschlüssel verkratzt.


Nun ist mir das Problem zwar schon länger bekannt, es schrie aber auch nicht nach Lösung, da ich für die Restaurierung meines SM Einspritzer durch ein Teilesuchinserat in Frankreich vier nagelneue Radkappen preiswert auftreiben konnte. Da das aber als einmaliger Glücksfall zu sehen ist, habe ich es bei der Restaurierung des Automatic SM auf diesem Weg nicht mehr versucht.

Die Lösung zeigte vom Prinzip mein Karosseriebauer, der vor ein paar Jahren einem Mitglied unseres Clubs einen super SM restauriert hat, bei dem er die Radkappen professionell überholte, nur dass er die Abklebungen der einzelnen Farbfelder der Radkappen mit Isolierband in mühsamer Handarbeit abkleben musste. Da ich immer versuchen muss, mir so wenig Arbeit wie möglich zu machen, musste das anders gehen.

Nun hat man als Architekt mitunter mit Bauschildern zu tun, und im Laufe der Berufsjahre bekommt man mit, dass die Dinger auf einmal billiger werden und nicht mehr fotografisch sondern in Folien-Schnitttechnik erstellt werden und es dafür spezielle Schneideplotter und Computer-Programme gibt. Also so fort das Gehirn eingeschaltet und so einen Spezialbetrieb aufgetan, der nach Zeichnung ein Muster für eine Klebeschablone gemacht hat.



Die speziellen Schablonen aus Klebefolie


Diese musste ich anschließend noch mal in einzelne Segmente unterteilen lassen, weil die Sektoren der Radkappe nicht so genau eingeteilt sind, wie es der Computer macht und zu große Klebefolien eher am Ellenbogen kleben als auf der Radkappe. Von dieser überarbeiteten Version habe ich mir die nötige Stückzahl bestellt, um meine ganzen Radkappen aufzuarbeiten, die meines SM und die aus meinen diversen Schlachtungen.



Die Restaurierung geht wie folgt:


1)
Rand der Kappe ausrichten, indem man sie auf den Schraubstock stellt und mit dem Hammer den Rand gerade klopft, ohne an die Rückseite der Radkappe zu hauen, sonst ist die wieder verdellert .


2)
Radkappen polieren lassen, der Lack wird dabei mit abgetragen. Adressen im Branchenbuch suchen, je Teil ist mit €40.- zu rechnen.


3)
Aufbringen der Klebefolien, was eine gewisse Fummelei ist, bis die Dinger sauber sitzen. Pro Teil ca. 45 Minuten.


Die Radkappen werde nach dem Polieren mit den
speziellen Folien abgeklebt


4) Anpassen der Folien an die Kontur der Radkappe durch Erwärmen mit einem Heißluftgebläse und anreiben, bis die Folie richtig bappt.


Es muss sehr präzise abgeklebt werden. Die Folie
schützt die polierten Elemente beim folgenden Glasperlstrahlen.


5) Dann Glasperlstrahlen lassen, wozu man aber ein Sensibelchen von Handwerker benötigt, denn man braucht neues Strahlgut und darf nur leicht drüber strahlen, um eine schöne Mattierung zu bekommen.

Auch der Ringbereich mit den Radschraubenlöchern wird mitgestrahlt, um dem späteren Lack eine bessere Haf tung zu geben. Die ursprünglich silbern lackierten Sektoren sind damit fertig.


Die glasperlgestrahlten Bereiche erscheinen matt wie original,
sind aber nun wesentlich langlebiger!


6) Weiteres Abkleben aller Teile der Radkappe, also der mattierten Stellen und der Rückseite, so dass nur noch der Lochring frei ist.


7)
Pulverbeschichten des Lochringes in Schwarz-matt.



Fertig aufgearbeitet sind die Radkappen
schöner als neu


9) Wer neuwertig pulverbeschichtete Felgen hat, sollte über die Halteklammern der Radkappe noch einen Schrumpfschlauch mit zusätzlich Pattex aufziehen um Kratzer zu vermeiden.


10)
Und ganz Schlimme kaufen sich noch neue Zentralschrauben, die gibt es bei Peugeot unter 541811.


Wer diese Radkappen nach Überholung von dem Folien- und Papierklebezeugs auspackt und montiert, wird sicher merken, dass zum Erreichen eines geringeren Unterschiedes zwischen Rad und Auto letzteres nun ebenfalls einer Totalrestaurierung bedarf.




Abschließend hier die notwendigen Schablonen in verschiedenen (Vektor-)Dateiformaten:

Abklebefolie (Zip)