Continental Edison / Smartphone
Hybrid-Multimedia-Installation




Auch wenn der Citroen SM ein Oldtimer ist, so ist es doch sehr angenehm, moderne Errungenschaften der Technik während der Fahrt zu genießen. Stichworte seien hier z.B. MP3-Player und Navigationssystem.

Seit dem Apple IPhone gibt es nun ja auch die Gattung der „Smartphones“, die alles auf einmal können. Sie sind klein, leicht und damit prädestiniert, in einem Citroen SM Verwendung zu finden.

Ich habe also nach einer Lösung gesucht, ein Smartphone so in dem Innenraum zu integrieren, dass die Installation bei Nichtgebrauch absolut unsichtbar ist. Ferner habe ich ein Continental Edison Radio, das ich auch nutze und das, wenn richtig in Ordnung, auch gar nicht so schlecht ist, wie sein Ruf (von Mono mal abgesehen). In einer ausführlichen Anleitung habe ich ja auch schon letztes Jahr aufgezeigt, wie man dem Radio ein Line-In für externe Audioquellen zufügen kann.


Ziele dieses neuen Projektes waren daher:

- Praktische und elegante Installation
- Gute Ablesbarkeit des Displays (für Navi)
- Keinerlei sichtbare Verkabelung, kein Einstöpseln etc.
- Integrierte Stromversorgung, damit das Telefon nicht auf Akku läuft
- Jeder Ton (MP3 Musik / Naviansagen) komplett über die originalen Autolautsprecher / Continental Edison Radio



Dies habe ich auch alles umgesetzt und zeige in dieser Anleitung, wie man vorgeht. Ich habe als Telefon ein „Google Nexus One“, aber wenn man sich die entsprechenden Komponenten sucht, müsste die Anleitung auch auf andere SmartPhones übertragbar sein (IPhone, Motorola Milestone, usw).


Die benötigten Komponenten sind:

- SmartPhone
- Ladeschale mit integriertem Audio-Ausgang
- 2x Belkin Micro USB Autoadapter (Gibt’s bei Conrad usw.)
- Original Aschenbecher, komplett – Zustand egal
- KFZ-Kabel und Crimpzange mit diversen Steckverbindern
- Diverse Kleinteile



Auch jedes andere Autoradio mit Audio-LineIn ist natürlich verwendbar, es muss kein Continental Edison sein. Und schon kann es losgehen…

 


1. Der mechanische Einbau

Nach kurzer Analyse wird klar, dass nur der Aschenbecher als idealer Platz für eine dezente Integration dienen kann. Er wird eh nicht benutzt, da in so einem wertvollen Auto selbstverständlich Rauchverbot herrscht und bietet mehr als genug Platz. Außerdem befindet sich unter ihm die komplette Elektrik, man muss keine langen Strippen ziehen.

Aus meinem Schlachtwagen hatte ich noch einen Aschenbecher, allerdings in einem erbärmlichen Zustand.



Die rostige Basis


Da man einiges an dem Aschenbecher verändern muss, wollte ich nicht meinen neuwertigen aus dem Auto opfern, sondern restauriere dieses Gammelteil nebenbei. Als erstes wird der ganze Rost und Dreck grob weggeschmirgelt - mit Schleifpapier oder für Faule mit einem Dremel und Schleifeinsatz.



Nach dem Entrosten ist der Einsatz noch nicht schön, aber schon mal wieder „anfassbar“. Nun betrachten wir die Ladeschale:



Im Falle des Nexus Ones ist die Ladeschale sehr schmal und verfügt über einen internen Bluetooth-Empfänger. Während des Ladens werden alle Audiodaten so übertragen und durch einen Klinkenstecker an Kopfhörer oder Audioanlage weitergegeben.



Der entsprechende Audioanschluss befindet sich auf der Rückseite (grüner Pfeil). Die Stromversorgung erfolgt über die Mikro-USB-Buchse, 5Volt (roter Pfeil). Trotz dieses schlanken Designs passt die Ladeschale aber leider nicht in das Loch für den Aschenbechereinsatz, weshalb man diesen mit einem Dremel in der Mitte verbreitern muss.



Die beiden Pfeile zeigen auf die Verbreiterungs-Mulden, die ich in das Blech geschliffen habe. Auf der Unterseite solle man darauf achten, dass keine scharfen Kanten an dem Falz entstehen, die Spitzen sollte man einfach rund schleifen.



Wie bereits gezeigt befinden sich die Anschlüsse der Ladeschale an der Rückseite. Damit wir am Ende auch Kabel dort einstecken können, müssen wir auf der richtigen Höhe in der vertikalen Mittelverstrebung des Aschenbechers zwei Löcher bohren. Vorher sollte man alles genau ausmessen, damit die Löcher auch treffen:



Die Stecker-Löcher in der Halterung des Aschenbechers


An dieser Längsverstrebung wollen wir auch die Ladeschale mit Hilfe eines breiten Winkels montieren. Wenn man einen sehr steilen Stand des Handys bevorzugt, reicht ein rechtwinkliger Metallwinkel.



Ich wollte die Schale aber möglichst flach einbauen, weshalb der Winkel vergrößert werden musste. Das ist recht einfach: Metallwinkel auf einen flachen Betonboden legen und mit einem schweren Hammer hinten auf den Falz klopfen, bis der gewünschte Winkel erreicht ist.



Fertig gebogener Haltewinkel


Wir bestimmen die Montagehöhe des Winkels, markieren die Löcher und bohren kleine Löcher in die Längsverstrebung des Aschenbechers für die Halteschrauben. Bevor wir nun die ganze Halterung zusammenbauen, gilt es, die Optik zu perfektionieren. Dafür hat man drei Möglichkeiten:


- Wenn die Originalsubstanz noch gut war, so lassen
- Strahlen und neu galvanisieren lassen
- Polieren und Verchromen lassen


Ich habe mich für die letzte Variante entschieden, weil das eine 1000x edlere Optik bewirkt. Mit feinem Schleifpapier und Dremel ist der Innenbereich schnell auf Hochglanz getrimmt. Damit nichts anläuft, lässt man es verchromen oder „zaponiert“ es mit Speziallack. Letzteres reicht, weil man mit dem Innenbereich bei Gebrauch nie mehr in Berührung kommt.



Zu 90% fertig poliert


Nach der Metallaufarbeitung lackiert man die Seitenteile und den Innenbereich mattschwarz. Dafür gilt es, sorgfältig vorher alles abzukleben!



Auch den Montagewinkel lackiert man schwarz und schraubt letztendlich alles zusammen. Wenn man alles richtig gemacht hat, ragt nun die Ladeschale im gewünschten Winkel oben aus dem Halteloch des originalen Ascheinsatzes.



Man muss natürlich unbedingt darauf achten, dass die Ladeschale nur soweit nach oben rausragt, dass man noch die Schublade darüber zuziehen kann und nichts anschlägt.



Die obigen Bilder zeigen, wie der Winkel die Ladeschale stabil in Position hält. Wenn man alles millimetergenau geschliffen hat, braucht man sie noch nicht mal festzukleben.



Nun fehlt noch der Deckel mit dem Rollo: Man poliert den Chromrahmen, klebt diesen dann mit Kreppband sorgfältig ab und lackiert den Rest mattschwarz. Danach bringt man das Plastikrollo mit Acrylpolitur wieder auf Vordermann und baut alles zusammen:



Für besonderen Luxus lässt man sich das Ganze dann noch von Herrn Opron persönlich signieren, auf der Technoklassika habe ich die Gelegenheit genutzt.



Opron lässt grüßen


Diese Version ist aber zu schade für den Alltag, weshalb ich eine unsignierte Blende letztendlich verbaut habe.

Nun wäre die Montage fast abgeschlossen, es bleibt aber ein unschönes Loch vor der Ladeschale, durch das man ins unschöne Innere schauen kann. Um dies zu verdecken und als zusätzliche Kipphalterung, damit das Handy trotz des flachen Winkels nicht aus der Ladeschale kippt, habe ich ein ausgemessenes Stück des Ascheinsatzes abgesägt, und zwar den Teil mit dem Edelstahlgitter, auf dem man normalerweise die Zigaretten ablegt / ausdrückt.



Dieses arbeitet man ebenfalls optisch auf (Polieren, abkleben, lackieren) und schleift es so passgenau, dass es vor die Ladeschale in das Aschenbecherloch geschoben werden kann.



Im Bild oben sieht man, dass es an der Ladeschale anliegt und deshalb auch nicht zur Seite wegkippen kann. Die Oberseite ragt ca. 1cm über die Ladeschale und dient so als Stütze für das Handy, nachdem man es genau gebogen hat.



Stützgitter für das Handy


Wenn man die Löcher im Mittelsteg richtig gebohrt hat, befinden sich die hinteren Anschlüsse der Ladeschale genau dahinter:



Die Vormontage ist damit abgeschlossen. Wenn nötig, muss man noch die Kontakte des Zigarettenanzünders überarbeiten, denn für den haben wir auch noch eine Verwendung. Weiter geht es nämlich mit der Elektrik…

 


2. Die Elektrik & Verkabelung

Jetzt braucht unsere Ladeschale noch Strom. Da sie mit 5V betrieben wird, brauchen wir einen Spannungswandler. Von Belkin gibt es einen praktischen Mikro-USB-Wandler, der nur wenige Zentimeter lang ist:



So können wir ihn allerdings noch nicht verwenden, wir öffnen ihn vorsichtig und legen die Elektronik frei:



An den Plus- und Minuspol löten wir zwei Kabel, wie im Bild oben zu sehen. Die Anschlüsse muss man mit Schrumpfschlauch vor einem Kurzschluss sichern, denn die Pole liegen auf der Platine sehr eng beieinander. Mit etwas Heißkleber fixieren wir die Platine wieder in ihrem Originalgehäuse und führen die Kabel durch das hintere Loch nach außen. Nach einer Funktionsprüfung kleben wir das Gehäuse wieder mit Kunststoffkleber zusammen und crimpen die notwendigen Anschlüsse:



Hier sehen wir die fertige Verkabelung: Der Pluspol (roter Pfeil) wird zu einem Y-Kabel mit jeweils einem weiblichen und einem männlichen Schiebestecker. An die Masse crimpen wir eine Schrauböse (blauer Pfeil). Am Adapter selbst bleibt die USB-Buchse erhalten, in die wir das USB-Stromkabel der Ladeschale einstecken (grüner Pfeil).



Die Masse schrauben wir mit Hilfe einer kurzen Schraube und Mutter an das Loch, das sich bereits ab Werk an der Unterseite befindet.



Die Verkabelung


Den weiblichen Stecker schieben wir auf die Zunge des Zigarettenanzünders und das USB-Kabel in den Adapter, Der verbleibende Stecker des Y-Pluskabels wird in den 12V-Anschluss in der Mittelkonsole des Autos gesteckt (der für den Zigarettenanzünder). Jetzt müssen wir nur noch die Klinkenbuchse unseres Radios einstecken, fertig ist die Verkabelung!



Im Bild oben sehen wir, wie gut die Stecker durch die Löcher passen. Wenn erhältlich, sollte man gewinkelte Stecker verwenden.

Jetzt schraubt man nur noch den gesamten Aschenbechereinsatz in die Mittelkonsole (einzelne Schraube im oberen Kopfende), schon ist man fast fertig. Da man den Zigarettenanzünder nun nicht mehr verwenden kann, habe ich dort einen zweiten Belkinadapter als zusätzliche USB-Steckdose verbaut, dann hat man jederzeit auch für andere portable Elektrogeräte bei Bedarf Strom im SM:



Verlängerter Adapter


Da der Adapter zu kurz für den SM-Zigarettenanzünder ist, muss man ihn mit einer kleinen Hohlniete und reichlich Lötzinn verlängern. Das ist einfacher, als es auf den Bildern aussieht.



Diesen steckt man jetzt einfach oben in den Zigarettenanzünder und hat schön elegant abschließend mit dem Blech noch eine weitere USB-Steckdose.



USB Steckdose im Aschenbecher


Nun hat man alle Arbeiten beendet und kommt in den Genuss, der Citroen-SM Computerzentrale:

 


3. Das Ergebnis & Beispiele für Praxisanwendungen

Bei Nichtgebrauch sieht man erst einmal gar nichts: Der neu aufgearbeitete Aschenbecher strahlt in der Mittelkonsole, der Original-Look ist nicht beeinträchtigt.



Interessant wird es erst, wenn man das Rollo aufschiebt: Nun kommt unsere schwarz polierte Ladeschale und die USB-Steckdose zum Vorschein, alles integriert in einem ansprechend polierten Ex-Aschenbecher:



Meiner Meinung nach schlägt dies optisch den originalen Aschenbecher um Längen und vermittelt gehobenen Luxus:



Nun nimmt man das Smartphone und lässt es mit einem Handgriff in die Schale gleiten, das polierte Gitter hält es wie geplant in flacher Position. Automatisch werden jetzt eine große Digitaluhr und das Touchscreen-Bedienmenü eingeblendet.



Continental Edison / Nexus One:
Hybrid-Multimedia-Installation!


Die wohl gängigste Anwendung ist der MP3-Player. Zu diesem gelangt man mit einem einzigen Fingerdruck. Das Telefon kann man mit Speicherkarten beliebig aufrüsten, so dass man seine gesamte Musikdatenbank immer dabei hat.




Bei Bedarf werden die Alben mit Fotos angezeigt


Die Audioverbindung wird automatisch über Bluetooth zum Continental Edison Radio aufgebaut, es ist keine manuelle Aktivierung notwendig.
Einfach Radio einschalten und schon ertönt Retro-Mono-Sound aus den Lautsprechern.


Eine weitere Grundanwendung ist die Navigation, beim Nexus One hat Google ein komplettes Navisystem kostenlos (!!) spendiert, das auf Google-Maps basiert. Es rechnet blitzschnell und kann in der Anzeige auf den persönlichen Geschmack abgestimmt werden (Satellitenfotos / 3D / etc.).



Das Display ist hell genug auch bei Sonnenschein und dimmt sich automatisch, so dass es auch im Dunkeln nicht blendet. Die Position ist überraschend gut, man muss sich nicht groß verrenken, um es zu sehen. Alle Wegansagen kommen zudem durch die Autolautsprecher über das Continental Edison Radio!!



Die Programmierung erfolgt über den Touchscreen oder direkt durch Spracheingabe, die sehr gut funktioniert (derzeit aber nur in Englisch).


Ebenfalls wichtig für jeden Oldtimerfahrer ist das Wetter: Ein paar Knopfdrücke und man hat für jeden Ort der Welt das aktuelle Wetter und die Vorhersage für die nächsten Stunden oder Tage:



Auf Wunsch gibt es auch komplette Wetterkarten oder sogar Video mit mündlicher Wetterbeschreibung.



Eine sehr praktische Anwendung, die ich gefunden habe, warnt einen automatisch, wenn man sich auf eine Regenfront zu bewegt. So kann es nicht mehr passieren, dass man unterwegs von Regen im SM überrascht wird.


Den Möglichkeiten sind gleichsam keine Grenzen gesetzt. Täglich kommen neue Programme dazu, die meisten sind sogar kostenlos. Einige Beispiele:

- Benzinverbrauchrechner
- Digitaler Tacho über GPS
- Kompass
- Restaurantführer
- Tankstellensucher
- Touristeninformationen
- Verkehrsinfo
- Mautangaben
- Usw., usw. , usw.


Damit werden die spontanen und ungeplanten Wochenendausfahrten noch angenehmer, weil man immer digital über alles informiert ist. Ganz nebenbei wird auch das Handy automatisch aufgeladen. Und wenn man das Auto verlässt…



…zieht man die Klappe wieder zu und niemand sieht den nachträglichen Einbau…



Was man aber unbedingt braucht, um das alles zu nutzen, ist eine UMTS-Flatrate. Aber auch die kostet nicht mehr die Welt… und man sollte sich natürlich nicht vom Verkehr auf der Straße zu sehr ablenken lassen!

 

Ekkehart Schmitt