Motor
Einfahren überholter Motoren


Dieser Artikel ist in der Clubzeitschrift des Citroen SM Clubs Deutschland erstmals erschienen. Die Clubzeitschrift erscheint für Mitglieder regelmäßig und beinhaltet stets aktuelle Erlebnisberichte, technische Artikel sowie Informationen über die aktuelle Ersatzteillage. Weitere Informationen auf der Clubseite.




Am Stammtisch ergibt sich oft ein Gespräch, ob man neue oder überholte Motoren noch einfahren muss. Ich entsinne mich noch, dass vor ca. 25 Jahren etwa Opel in der Werbung behauptete, die Motoren müssten nicht mehr eingefahren werden. Prompt behauptete die Konkurrenz, dass der Werkmeister am Band bei Opel die Kolben aus 10 Meter Entfernung in den Block werfen könne.

Tatsächlich bewegen sich die Bauteile eines Motors, die in direktem Kontakt miteinander stehen, mit erstaunlich geringen Toleranzen von Tausendstel Millimetern oder nur von wenigen (0,001 mm). Aus diesen geringen Toleranzen resultiert die Empfehlung, einen neuen oder überholten Motor behutsam zu behandeln. Beim Einfahren geht es darum, dass sich die Oberflächen im Bereich ihrer Kontaktflächen langsam anpassen. Ein Kolben muss sich der Zylinderbohrung und ein Gleitlager an sein Gegenstück anpassen. Trotz aller Feinbehandlung verfügen die Metallteile an der Oberfläche über eine feine Struktur, die sich einschleifen muss. Man rechnet, dass dieser Prozess etwa 20 Betriebsstunden dauert. Das entspricht ungefähr 1.000 bis 1.500 km.

Was sollte man tun? Auf keinen Fall, auf einer langen Autobahnstrecke gleichmäßig belasten. Also, Landstraße fahren und kein Vollgas geben. Die Drehzahl sollte sich immer im Bereich des größten Drehmomentes bewegen, also zwischen 2.500 bis 4.000 1/min. Wenn das beachtet wird, fühlen sich die Hauptlager der Kurbelwelle, die Pleuellager, die Lager der Nockenwelle und auch Kolben und Zylinder wohl.

Aber auch nach dem Einfahren entscheidet eine behutsame Behandlung über die Lebensdauer. Nach dem Starten sollte die Temperatur langsam gesteigert werden. Die Aufgabe der Schmierung übernimmt das Motoröl. Der Zustand der geringsten Reibung ist die Flüssigkeitsreibung. Dabei trennt ein Flüssigkeitskeil die Teile fast vollständig. Dieser Zustand ist ideal erreicht, wenn das Motoröl eine Betriebstemperatur von etwa 80°C erreicht hat. Um das Öl möglichst schnell an die entscheidenden Kontaktstellen im Motor zu befördern, ist ein spezielles Schmierverfahren erforderlich, die Druckumlaufschmierung. Sie nutzt die Fähigkeit des Öls, als Flüssigkeit sogenannte hydrodynamische Prozesse zu ermöglichen. Dabei gelangt das Öl unter Druck durch ein Leitungssystem an die Lagerstellen. Beginnt der Motor zu drehen, reißen die sich drehenden Teile das Öl mit, das nun einen Schmierkeil bildet. Er sorgt für eine Art Aufschwimmen und trennt so die Metallteile. Vergleichbar dem Aquaplaning .

Aber Öl muss nicht nur schmieren, es dient auch als Abdichtung zwischen Zylinderwand und Kolbenringen. Dazu kommt noch die Funktion der Kühlung. Die thermisch hoch belasteten Kolben werden z.B. von unten gezielt mit Öl bespritzt. Daneben reduziert der Schmierfilm die Geräuschentwicklung und Verunreinigungen werden gelöst. Die Korrosion durch Wasserdampf wird verhindert.

Deshalb sollte man das Öl nehmen, das vom Werk empfohlen wird. In unserem Fall ist das 20W-50, die Marke ist gleichgültig, weil alle namhaften Hersteller dafür sorgen müssen, dass ihre Öle mit anderen gemischt werden können. Das heißt aber auch: Finger weg von Billigölen im 5-Liter Kanister aus dem Diskounterregal. Ich empfehle hier, das Öl von Castrol zu nehmen.