Lichtmaschine & Batterie
Leistungsstärkerer Ersatz mit integriertem Regler
 


Ich habe bei meinem Citroen SM die Energiereserven etwas aufgerüstet. Hintergrund waren eine falsch dimensionierte Batterie des Vorbesitzers (vom C6!!), eine frickelige Lima-Installation des Vorbesitzers und die dadurch logischerweise entstehenden Probleme, wie sich zu schnell entladende Batterie, Keilriemenspannung nicht wirklich justierbar, etc..

Auf den technisch veralteten Originalzustand mit dem externem Regler und der für Standgas grenzwertig schwach dimensionierten Lichtmaschine (starke Lichtschwankungen etc.) wollte ich aber auch nicht zurückrüsten. Eine Lösung mit folgenden Zielen musste daher her:


- Üppig dimensionierte Batterie, die auch mal im Falle von Motorproblemen längere Anlassorgien aushält, nach dem Motto:
"Lieber zu viele Reserven, als zu wenige."

- Eine zur Batterie passende Lichtmaschine mit ebenfalls genügend Reserven, vor allem auch in niedrigeren Drehzahlen.

- Kompatibilität zu bisherigen Halterungen und Rahmen, keine „Frickeleien“

- Möglichst optische Nähe zu den Originalkomponenten



Ich denke, das ist auch ganz gut gelungen, der Aufwand und die Kosten halten sich dabei in einem vertretbaren Rahmen, deutlich günstiger als CE-Radios oder Michelin Abzockgummis…

 


1. Batterie

Als ich mir einen neuen Batterierahmen gekauft habe (der originale fehlte natürlich), war ich von den üppigen Dimensionen überrascht.




Dieser amerikanische Nachbau ist wesentlich stabiler, als der originale.


Dank moderner Batterietechnik füllt eine Autobatterie mit den originalen Leistungsdaten (70Ah) nur noch rund die Hälfte des Rahmens aus. Dies ist, zumindest für Perfektionisten, optisch wenig elegant und es stellt sich die Frage, ob man die Platzreserven nicht auch für Energiereserven nutzen möchte.

Ein wenig Recherche hat ergeben, dass es verschiedene Modelle gibt, die perfekt in Breite, Höhe und Tiefe in den Originalrahmen passen und auch die vertauschten Pole, wie sie der SM erforderlich macht, aufweisen. Zum Glück sind vertauschte Pole bei vielen japanischen Autos bis heute noch üblich.


Banner Power Bull ---> P10033
100Ah 720A / 300x172x215mm - Calcium / Calcium


Mit ca. €120.- die teuerste im Bunde aber immerhin bekannte Marke und die Power Bulls sollen recht leistungsstark sein. Zwei Jahre hat sie Garantie.



Winner Premium ---> 590 18
90Ah 750A / 301x172x220mm – Calcium / Calcium


Komplett versiegelt und hermetisch abgeriegelter Deckel., kondensiert angeblich alle Gase. Als kleinen Bonus hat sie noch ein Magic Eyes zur Ladekontrolle. Mit €90.- schön günstig. Die Marke Winner ist unbekannt, aber immerhin 3 (!) Jahre Garantie beim Vertrieb Filter Müller.


Inci Akü ---> 60033
102AH 850A / 306x175x220mm – Silver / Calcium



Die billigste Batterie (€89.-) und laut technischen Daten dennoch angeblich die modernste und leistungsstärkste. Marke mir unbekannt. Türkisches Fabrikat??? Auch gekapselt und mit Ladekontrolle. 2 Jahre Garantie.



Varta Asia dynamic 595 105 068 / 595 405 083
95Ah / 830A / 302x175x225 – Silver Calcium




Preis weiß ich nicht, wahrscheinlich um €200.-. Bekannte Marke und wohl zuverlässiges Fabrikat. Aussehen aber extrem hässlich und nicht gerade retro. Nicht so glatt abschließend oben wie die anderen, um die Pole leicht vertieft. In England hat die tatsächlich 4 Jahre Garantie.

 

Meine Wahl fiel letztendlich auf die renommierte Markenvariante von Banner, sie ist schön retro-schwarz und absolut flach oben mit erhöhten Polen. Außerdem haben viele Oldtimer-Kollegen von mir schon gute Erfahrungen damit gemacht. Mit 100Ah Stunden hat sie zudem genügend Reserven für jede Situation, von Dauerstau bis Warmstart im Hochsommer.

Den Versuch, die Batterie über die kleine Kotflügelklappe einzubauen, habe ich gar nicht erst unternommen, da bei mir ja eh der Halter nachgerüstet werden musste (der Vorbesitzer hat tatsächlich die Haltewinkel an der Bodenplatte weg geflext!). Angeblich soll es aber möglich sein, aber mit abgenommener Frontschürze ist es garantiert bequemer.



Dank der abgestimmten Maße fügt sich die Batterie sehr gut in den Motorraum ein, fällt durch die dunkle Farbe nicht auf und die Pole lassen sich sehr leicht an- und abschließen. Ich habe mir zusätzlich einen Drehkontakt (Bild oben) eingebaut, damit lässt sich die Batterie bei längerer Standzeit oder Reparaturen sehr bequem vom Bordnetz trennen.

 


2. Lichtmaschine


Eine so großzügig dimensionierte Batterie sollte natürlich auch einen angemessenen Stromlieferanten bekommen. Dass die ursprüngliche Lima etwas unterdimensioniert war, hat Citroen offensichtlich selbst erkannt und diese durch eine stärkere ab Ende 1971 ersetzt. Sicherlich reicht die für einen Gebrauch, doch die veraltete Regeltechnik und die geringe Leistung (gerade einmal 20A Stromstärke im Leerlauf) könnten in gewissen Szenarien bei dem dichten Verkehr heutzutage (Stau, Stop & Go Verkehr) durchaus an ihre Grenzen stoßen.

Zwar gibt es schon lange diverse, moderne Alternativen mit integriertem Regler und viele haben sich solche auch schon (vernünftigerweise) eingebaut, doch gerade bei den Halterungen weichen die meisten doch recht weit ab und ich wollte auch etwas noch stärkeres. Eine stärkere Lichtmaschine hat nicht nur den Vorteil, eine geschwächte Batterie schneller zu laden, sie bietet auch in Leerlaufdrehzahl mehr Leistung und damit eine höhere Spannungsstabilität bei zugeschalteten Verbrauchen wie Licht, Scheibenwischer, Radio etc…



Aufgrund eines Tipps von Prof. SM (Gruß an dieser Stelle!) und anschließender, ausführlicher Recherche im Internet war eine passende Lichtmaschine schnell gefunden:



Es handelt sich um eine Valeo A14N124R mit einem Haltewinkel von „re 60“. Eingesetzt wird sie im Renault Alpine V6 2.5 Turbo und sie hat diese aktuellen Bestellnummern:

Renault 7700780774
Renault 7701499288

Der Preis liegt in Webshops je nach Quelle zwischen €160.- und €250.- was für eine Valeo-Maschine dieser Güte wohl keinesfalls zuviel sein dürfte.

Mit 105A ist diese Lichtmaschine mehr als üppig dimensioniert und bietet somit auch im Leerlauf genügend Ressourcen für alle etwaigen Verbraucher an Bord. Sie passt ohne Änderungen in den Motorraum in die übliche Halterung. Sie hat nur einen Schönheitsfehler, der deutlich wird, wenn man auf die Rückseite blickt:



Die Rückseite ist für den Anschluss eines Abluftschlauches ausgelegt. Das ist technisch und im Einbau kein Problem, weil das Rohr eingebaut nach rechts unten zeigt und so kaum auffällt, Perfektionisten werden sich aber an der Unoriginalität stören.

Wer so anspruchsvoll ist, keinerlei Kompromisse in der Optik eingehen zu wollen, braucht eine zweite Lichtmaschine und zwar die vom Renault Espace 2 mit folgenden Bestellnummern:





A14N140
77 00 796 914


Eigentlich handelt es sich um genau dieselbe Lichtmaschine, doch hat diese Variante hier einen normal geschlitzten Elektronikdeckel:



Leider hat sie nicht den richtigen Montagewinkel, weshalb wir sie nicht für den Einbau verwenden können. Der Preis liegt neu ebenfalls ab ca. €150.-, da es uns aber nur um den Deckel geht, kann man sie bestimmt auch für ein paar Euro gebraucht beim Autoverwerter um die Ecke beziehen, die Renault Espace sind ja nun nicht so selten. Ich habe mich für den Neukauf entschieden, weil man so neben dem Deckel auch gleich alle Ersatzteile (Gleichrichter, Welle, etc.) für eine Reparatur in ferner Zukunft auf Lager hat, eine Schlacht-Lima in Reserve sozusagen.



So hat eine ordentliche Lichtmaschine elektrisch auszusehen!!


Man demontiert einfach die Deckel von beiden Lichtmaschinen ab und bereitet den „neuen“ Deckel vor, da die Anschlüsse bei beiden Limas versetzt sind (vgl. Bild oben).



Dazu muss man einfach die beiden Kreuze aus den vorgesehenen Löchern brechen, das war es auch schon. Nun kann man den Deckel einfach auf die Alpine Lima schrauben und hat die Optik angepasst. Wie gesagt, diesen Aufwand muss man nicht betreiben, aber wir wollen ja auch auf alle Fanatiker Rücksicht nehmen.

 


3. Mechanische Umbau und Einbau


Beschäftigen wir uns nun mit dem eigentlichen Einbau in den SM: Wie natürlich alle Spezialisten wissen, zeichnet die originale Lichtmaschine ein umgedrehtes Lüfterrad sowie eine besonders schmale Riemenscheibe aus. Beides verwenden wir wieder, so dass es zunächst gilt, die originale Lichtmaschine auszubauen und die gewünschten Teile zu demontieren. Danach wenden wir uns der neuen Lichtmaschine zu:


Mit einem Inbusschlüssel fixieren wir die Achse und mit einem Schraubenschlüssel lösen wir die Halteschraube der Riemenscheibe. Dies ist eine wirklich lästige Arbeit, die man alleine kaum bewältigt bekommt, aber irgendwie geht es dann doch (Gruß und Danke an Marcus!). Danach schraubt man einfach das originale Lüfterrad und die Riemenscheibe an und schon ist die Lichtmaschine für den Einbau fertig:

Jetzt muss man die Lichtmaschine nur noch wie gewohnt einbauen. Da sie ein gutes Stück größer ist als die originale, muss man dabei schon ein wenig „puzzlen“, bis sie endlich richtig sitzt. Die größten Bedenken vorher waren, ob die Lichtmaschine nicht zu groß für den Platz sein könnte, doch es kann Entwarnung geben:



Sowohl zur Federkugel als auch zur Entlüftungsschraube des Hauptdruckreglers verbleiben gute eine Daumenbreite Platz.



Ein Nachspannen des Keilriemens ist kein Problem, da sich der Abstand durch die runde Form der Lichtmaschine nicht signifikant ändert, alles im grünen Bereich.

Wir richten die Lichtmaschine mit dem speziellen Keilriemenausrichtwerkzeug oder sonstigen Hilfsmitteln gerade zur Riemenscheibe der Zwischenwelle aus und spannen alles mit dem originalen Spannbügel, der ohne jegliche Veränderung wieder verwendet werden kann.


 


4. Elektrik

Der mechanische Einbau ist nun abgeschlossen, es verbleibt die Anpassung der Elektrik, weil diese moderne Lichtmaschine ja den externen Regler nicht mehr benötigt. Schauen wir uns dazu erstmal den originalen Regelkreislauf an:



Die originale Lichtmaschine besitzt vier Anschlüsse: Über „+“ und „M“ ist sie ziemlich selbsterklärend mit dem Pluspol der Batterie und der Masse der Kühlerventilatoren und des Thermoschalters fürs Kühlwasser verbunden.

Der Erregerstrom wird über „EXC“ abgegriffen durch ein (original gelbes) Verbindungskabel mit dem alten Regler. Auch das Kabel des Anschlusses „R“ führt direkt zum Regler, der wiederum Ausgänge zu der Ladekontrolllampe in den Armaturen und den Zündspulen besitzt.

Den Regler werfen wir nun komplett raus, oder lassen ihn wegen der Optik drin, schließen aber alles ab. Die neue Lichtmaschine besitzt vier Anschlüsse „+“, „B+“, „M“ und „L“, die wir wie folgt anschließen:



Einfach sind die Pole „+“ und „M“, die analog zur alten Lichtmaschine verkabelt werden, keine Modifikation ist hier notwendig. Der Anschluss „L“ muss direkt mit der Warnlampe verbunden werden, über „B+“ bezieht die Lichtmaschine ihren Erregerstrom.

In der Praxis ist die Modifikation ganz einfach: Am Ende des ehemaligen externen Reglers verbinden wir einfach das „R“-Kabel mit dem „L“-Kabel und das „EXC“-Kabel mit dem „BOB“-Kabel, analog zur Schaltskizze oben, am besten mit hochwertigen Kupplungen. Eine weitere Veränderung des Kabelbaumes ist an dieser Stelle gar nicht notwendig! Nun schließen wir das originale „EXC“-Kabel auf der Lichtmaschinenseite an den „B+“ Anschluss und das originale „R“-Kabel an den „L“-Anschluss.





Doch damit sind wir noch nicht ganz fertig, zumindest nicht, wenn man auf Nummer sicher gehen will: In der originalen Konfiguration ist die Masse der Lichtmaschine nur über ein dünnes Kabel mit den Lüfterventilatoren und dem Thermoschalter verbunden, eigentlich läuft die „echte“ Masseleitung daher über die Haupthydraulikleitung. Doch da so ein dünnes Ölröhrchen nicht wirklich optimal für gegebenenfalls hohe Stromstärken ist, sollte man parallel ein echtes Massekabel von dem Batterieträger zum Rahmen ziehen.

Citroen hatte anscheinend die gleiche Erkenntnis, denn in der technischen Mittelung TR1269 vom 19. Dezember 1973 empfiehlt man das Nachrüsten eines Massekabels:


 

Hat man dies auch noch erledigt, ist der Einbau fertig!!!

 


5. Fazit

Die Optik der Valeo Lichtmaschine ist kein Stilbruch, sondern kommt der originalen angemessen nahe und ist sehr ansprechend. Die moderne Technik mit hoher Leistung und entsprechend solide dimensionierter Elektrik inkl. Regler spricht für sich.



Hier sieht man die Version mit dem Spezialdeckel von der Espace Lima. Der Keilriemen ist neuwertig und wie man sieht befindet sich der Einstellbügel folgerichtig auch ganz am Anfang des Langloches mit genügend Spielraum zum Nachspannen.



Tauscht man den Deckel der Alpine-Lichtmaschine nicht gegen den des Espace, zeigt der Abluftkanal nach rechts bzw. rechts unten, je nach Keilriemenspannung, wie man in den nächsten zwei Bildern sehen kann...



Im folgenden Bild sehen wir die Spannung bei bereits sehr geweitetem Keilriemen, es ist immer noch genügend Platz. Diese Konstellation hat ein anderer SM-Fahrer bereits in einer 3000km Urlaubsfahrt in seinem SM nach Südfrankreich einem Intensivtest unterzogen und es gab keinerlei Probleme!



Nach dem Einbau bleibt der spannende Moment: Wir drehen den Zündschlüssel auf die erste Position und die Ladewarnlampe sollte nun leuchten. Nach dem Anlassen hat die Lampe sofort zu erlischen, ansonsten ist die Verkabelung zu überprüfen.

Der Keilriemen selbst sollte ohne störende Geräusche laufen und die Lichtmaschine gleichmäßig und ohne Eiern antreiben. Sind all diese Kriterien erfüllt, ist das Projekt „Kraftwerk“ erfolgreich abgeschlossen.




Optische Edelvariante mit Alpine Lichtmaschine + Espace Elektronikdeckel in Hochglanz


Auch ich habe die Lösung schon über 500km getestet und sie funktioniert perfekt: Keine nervenden Schwankungen mehr in der Bordspannung, eine extrem gute Anlassersteuerung dank starker Batterie (auch beim Warmstart), keine Probleme im Stau, etc.. Man hat einfach nicht mehr den Eindruck, mit den Verbrauchern haushalten zu müssen, ganz ohne Bauchschmerzen kann man das Radio aufdrehen, Handy laden, die Scheibenwischer anmachen, die Bremse treten, das Fernlicht aktivieren, die Lüftung hochdrehen und beide Fensterheber gleichzeitig bedienen, auch im Stand, ohne dass die Reserven erschöpfen…




Längere Laufzeit, ganz ohne Atomstrom!


Ekkehart Schmitt