Lenkradschalter
Optische Aufarbeitung
 


Nahezu 40 Jahre Gebrauch gehen auch an den robusten Lenkradschaltern des Citroen SM nicht spurlos vorüber. Starke Sonneneinstrahlung, häufiges Anfassen und Feuchtigkeit durch lange Standzeiten haben sowohl Plastik als auch Metall zugesetzt. Neu gibt es die Schalter leider nicht mehr und wenn vereinzelt, nur zu abenteuerlichen Preisen. Man muss also versuchen, sie aufzuarbeiten. Wie man zum Erfolg kommt, zeigt diese kleine Anleitung.

Als Anschauungsbeispiel nehmen wir ein besonders schlechtes Exemplar aus einem verrotteten Schlachtfahrzeug:



Der Schalter ist stark beansprucht und hat diverse Kratzer. Die Farbe der Bedruckung ist stellenweise abgeblättert und der Metallstiel stark angerostet. „Last but nut least“ ist das schwarze Plastik durch UV-Licht ausgeblichen und nur noch dunkelgrau. Der Vergleich zu einem NOS-Schalter zeigt die Aufhellung:



Der alte Schalter ist verkratzt und nicht mehr dunkel genug


„Ein hoffnungsloser Fall“ mag sich so mancher jetzt sagen. Doch tatsächlich bekommt man selbst so einen heruntergekommenen Schalter gleichsam neuwertig restauriert, dazu mit verblüffend einfachen Mitteln:

Zunächst müssen wir den Plastikgriff entfernen. Zum Glück ist dieser nicht aufgeklebt, sondern wird durch ein Halte-Inlay auf der Rückseite fixiert.



Man entfernt es ohne Beschädigung, indem man einen sehr flachen Schraubenzieher in die kurze Seite bei der Metallstange stemmt.



Damit kann man das Inlay einfach heraushebeln. Ist es entfernt, kann man den Schalter von der Metallstange abziehen. Sollte das nicht gehen, muss man das Plastik mit einem Heißluftfön erwärmen.

Nun können wir mit der Restauration des Plastiks beginnen: Im ersten Schritt geht es darum, die Kratzer und vor allem den „vergrauten Look“ zu entfernen. Zum Glück gelingt es der Sonne nicht, das Plastik durch und durch zu ergrauen. Wie eine Haut ist nur die obere Schicht ausgeblichen, darunter ist der Schalter noch schwarz. Mit relativ grobem Schleifpapier (P220) erhält das Plastik daher einfach erst einmal ein erstes „Peeling“. Wir schleifen solange, bis sowohl die Kratzer, als auch der Graulook verschwinden. Zu Bewertung des Schwärzegrades muss man den Schalter anfeuchten, da er angeraut aufgehellt wirkt. Haben wir genug Material abgetragen, ist unser Schalter alles andere als eine Schönheit:



Wir arbeiten uns mit feiner werdendem Schleifpapier (bis P400) vor…



…bis wir schließlich bei 1000er Schleifpapier angelangt sind, mit dem wir im letzten Schritt nass schleifen. Danach sieht der Schalter zwar noch nicht wieder hochglänzend aus, aber kann sich schon sehen lassen.



Da die Lackierung der Symbole auch nicht mehr wirklich schön ist, entfernen wir sie mit etwas Verdünnung und einer Zahnbürste. Das geht sehr schnell:



Ohne Aufdruck kümmern wir uns jetzt um die Feinpolitur. Die geht mit den richtigen Mitteln in ca. 2 Minuten: Man nehme etwas Acryl-Politur, wie man sie in jedem Baumarkt bekommen kann (z.B. von Mellerud) und streicht das gesamte Plastikteil damit ein. Dann greife man zu einem Dremel (oder Baugleichem) und setze eine kleine „Schwabbelscheibe“ ein, bekommt man ebenfalls in jedem Baumarkt.



Nun poliert man den Schalter mit zügigen Bewegungen und mäßigen Druck auf Hochglanz. Der Schalter wird dabei maximal handwarm, man sollte lediglich aufpassen, dass man nicht abrutscht und ihn neu verkratzt.

Nach der Politur bekommen die Symbole wieder ihre Farbe: Dazu benutzen wir „Creme-Weiß“, verdünnen es etwas und tragen es mit einem feinen Pinsel auf die Vertiefungen auf. Richtig verdünnt läuft es von selbst den Rinnen entlang und füllt sie gleichmäßig aus. Nicht zu viel Farbe verwenden, so dass der Lack vertieft bleibt und sich so auch nicht abgreifen kann!



Wie im Bild oben sieht man die Symbole noch deutlich, mehr Farbe braucht es nicht. Man lässt das Ganze gut trocknen und poliert anschließend mit einem stabilen aber weichen Vileda-Mikrofasertuch solange über die Symbole, bis sich die überschüssige Farbe löst. Das dauert nicht lange, weil der Schalter ja schön glatt poliert auf der Oberfläche ist.



Fertig ist unser Plastikkopf, er ist nun hochglänzend, hat schöne Symbole und ist wieder so schwarz wie neu. Damit haben wir die Hälfte schon geschafft, es verbleibt die rostige Stange. Ihr anderes Ende ist übrigens fest mit dem Schalter verbunden, man kann die Stange nicht ohne Beschädigung entfernen. Mann muss sie also entweder direkt am Schalter bearbeiten, oder baut sie mitsamt Gelenk aus (siehe Anhang).

Messing rostet nicht braun, daher muss es sich um Stahl handeln. Und Stahl kann man schön schleifen und polieren. Daher greifen wir wieder zum Dremel und schleifen den groben, teils wirklich tiefen Rost mit einem relativ groben Schleifsteinchen herunter. Alternativ geht auch eine mittelgrobe Metallfeile. Zurück bleibt eine rostfreie, aber auch leider wenig glänzende Stange übrig:



Von hier geht es nahezu analog zum Plastik weiter. Wir schleifen mit Schleifpapier von 220 bis 1000 (nass) hoch und erhalten eine fein angeraute Oberfläche.



Die finale Politur erfolgt genau wie bei den Zierleisten mit spezieller Metallpolitur und der Baumwollbürste für den Dremel:



Wenige Minuten später glänzt die Stange wie neu. Anlaufen tut so ein gut poliertes Stahl in normal trockenen Innenraumbedingungen nicht und wenn doch (wider Erwarten), kann man es mit wenigen Handgriffen polieren. Aber Perfektionisten überziehen nach dem Polieren das Metall einfach mit Zaponlack und konservieren den Glanz damit dauerhaft.



Das Bild oben zeigt unser aufpoliertes Metall (links) im direkten Vergleich zu einem NOS original verchromten (rechts). Wie man sieht, absolut identischer Look, wie neu!


Die anderen Schalter arbeitet man analog wie oben auf. Beim Lichtschalter ist zu beachten, dass sein Inlay am Kopfende liegt und daher mit äußerster Vorsicht entfernt werden muss.



Danach sitzt der Schalter immer noch fest, man muss ihn nun mit wirklich viel Kraft einfach vom Metall abziehen (evtl. wieder vorher erwärmen). Dadurch löst sich der interne Haltering.


Nach den diversen obigen Polierarbeiten sind wir schon fertig, wir müssen nur noch das Plastik wieder auf die Metallstange aufschieben und auf der Rückseite das Plastikinlay wieder einklemmen. Fertig ist unser Schalter.


Vorher…

 

…nachher





Kaum zu glauben, dass das derselbe verrostete, ausgeblichene und abgegriffene Schalter vom Start ist. Abschließend vergleichen wir unseren aufgearbeiteten Schalter mit einem NOS-Schalter, unsere Arbeit muss sich nicht verstecken:



Oben NOS, unten aufgearbeitet


Die Aufarbeitung aller drei Lenkradschalter schafft man mit obigem Werkzeug und etwas Konzentration an einem Abend.

 

Anhang:

Viele Lenkradschalter sind fest vernietet und können ohne Aufbohren nicht geöffnet werden. Daher sollte man sie, solange sie einwandfrei funktionieren, für obige Restauration nicht öffnen. Anders sieht es beim Blinker aus, er ist verschraubt. Nach Lösen der vier Schrauben kann man die Plastikkappe abnehmen und erhält einen Ausblick auf das Kugelgelenk des Blinkerhebels.



Nachdem man die kleine Metallachse (in der Plastikkugell) entfernt hat, kann man den Blinkerhebel mitsamt der Kugel nach vorne herausziehen. Doch Achtung: Am Kopf ende befinden sich zwei federgelagerte Kontaktplättchen, die dann herausfallen.



Hat man den Hebel optisch aufgearbeitet, muss man ihn wieder von Vorne in den Schalter schieben und dann leicht anheben, so dass die Federn zu sehen sind:



Nun schiebt man nacheinander die zwei Plättchen in die Schlitze und schiebt den Schalter nach unten, damit sie in Position bleiben.



Danach steckt man die Metallachse wieder ein und schraubt alles zusammen. Die Prozedur ist ziemlich knifflig und daher nicht unbedingt zu empfehlen. Da man die Metallhebel auch im eingebauten Zustand gut aufpolieren kann, ist ein Aufschrauben nicht notwendig. Es sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt.

 


Ekkehart Schmitt