Lackierung

Die richtige Vorgehensweise für Profis


Dieser Artikel ist in der Clubzeitschrift des Citroen SM Clubs Deutschland erstmals erschienen. Die Clubzeitschrift erscheint für Mitglieder regelmäßig und beinhaltet stets aktuelle Erlebnisberichte, technische Artikel sowie Informationen über die aktuelle Ersatzteillage. Weitere Informationen auf der Clubseite.

 


Egal mit wie viel Liebe und Aufwand man seinen SM in allen Einzelteilen restauriert hat, der Lackierer kann alles wieder zunichte machen. Daher an dieser Stelle einige Ratschläge, die ich aber auch nur aufgrund von gewissen „Lehrgeldzahlungen“ geben kann. So ließ ich z.B. mein BMW-Coupé dreimal lackieren, weil immer wieder meine Vorgaben nicht beachtet wurden.

Vorgabe:
1) Perfekte Lackierung, alle Falze schleifen und wie sichtbares Blech behandeln.
2) Auto darf nicht ungeschützt draußen stehen.
3) Nur qualifizierte Leute dranlassen.

Übrigens verhandle ich nie über den Lackierungspreis, ich akzeptiere den Vorschlag der Firma, nachdem ich alles erklärt habe. Aber wenn's dann nix ist, Gnade denen – dann schalte ich meine Rechtsabteilung ein, die in der Durchsetzung von Regressforderungen das fieseste ist, was einer Firma passieren kann, da es sich um meinen Bruder handelt, der mich entsprechend hartnäckig vertritt.

Und was war? Der Wagen war fertig, ich kam zur Abnahme und sah gleich blätternden Lack im Bereich der geprägten Lufteinlassschlitze der Frontpartie. Da hätte man eben mit einem Stück Schleifpapier von Hand schleifen müssen! Also das ganze Auto noch einmal unter Murren des Lackierers. Eine Woche später: BMW wieder fertig, steht draußen im Regen zwischen diversen VW-Jettas und Audi 80 (beige und olivgrün) und hat durch Türöffnen in derselben beidseitig leichte Dellen im Blech. Höllengezeter des Lackierers bei Forderung nach nochmaliger Lackierung, welches sich aber durch Eingreifen von "Liebling Schwabing" recht schnell legte.

Am Schluss war dann der Lack okay, dafür aber der Unterboden und die lackierten Achsen weiß vernebelt. Also Putzorgie auf Kosten des Lackierers, fertig. Und der Lackierer war kein Hinterhofbetrieb, sondern einer, der die Porsche- und Ferrariumbauten im Raum München lackiert. Mit dem BMW hat der keinen Gewinn gemacht – er hätte halt gleich sauber arbeiten müssen und eine Stunde länger schleifen sollen, dann wäre alles in Ordnung gewesen. Um sich diesen ganzen Mist zu sparen, sollte man beim Lackieren des SM dem Lackierer die im Folgenden beschriebene Technik schriftlich vorgeben und sich gegenzeichnen lassen:


Als erstes werden Türen, Hauben und Kotflügel abgebaut und von innen heraus lackiert. Sinnvollerweise baut man dann den ganzen Blechhaufen selber zusammen und man kann auch das ganze Gewürm auf den Kotflügeln befestigen. Auch die Frontmaske (Lampenkasten) muss gleich mitlackiert werden, da sonst die Kotflügel nicht zu befestigen sind. Einstellarbeiten an der Front und den Türen erfolgen noch in Eigenregie vor der Außenlackierung.

Dann ab mit dem Auto zum Lackierer. Man sollte nur zu Betrieben mit gutem Renommee gehen, die einen freundlichen Chef haben – ist der Chef muffig, gleich zum nächsten gehen. Lackiertechnisch ist beim SM vor allem wichtig, dass alle Teile drauf hängen, um ein gleichmäßiges Lackbild zu erhalten – besonders wichtig übrigens bei Metallic-Lackierung.

Nun geht's ans Abkleben der Stellen, die nicht lackiert werden - auch das macht man am besten selber, da nach Angaben mancher Lackierer Sprühnebel unvermeidbar seien - eine schwachsinnige Behauptung, sie entspricht in etwa der fiktiven Aussage eines Autokonstrukteurs, man könne keinen dichten Tank bauen!

Anschließend erledigt der Lackierer die Vorarbeiten, die man nach Fertigstellung besichtigen und auf Fehler prüfen sollte, aber keinesfalls abnehmen! Vor allem darauf prüfen, ob die Fahrzeugunterkanten(Kotflügel, Tür, Seitenteile) glatt sind, denn die Ganoven bücken sich nicht gerne - also Dampf machen, dass er auf die Knie geht! Und verlangen, dass die seitlichen Karosseriekanten nicht mit dem Schleifgerät "überrutscht" und dadurch stumpf verschliffen werden, sondern, dass hier Handschliff in Längsrichtung angesagt ist. Aufpassen, dass der Verlauf nach vorne auf beiden Seiten gleich wird.

So, und dann kommt der Lack, aber bitte in zwei Abschnitten: Zuerst wird der Wagen mit offenen Hauben und total abgeklebtem Innen- und Motorraum nur aus den Fälzen heraus lackiert. Also streifenförmiges Lackieren von Kofferraumfalz, Regenrinne, Kotflügelrinne, Haubenkante und den gesamten Unterkanten der Radläufe. Nach Trocknung dann alle Deckel schließen, zusätzliche Abklebungen bzw. Kontrolle derselben und anschließende Lackierung der gesamten Flächen. Hierbei entstehen zwar Sprühnebel auf den vorab lackierten Falzen, die aber dann auspoliert werden können, egal ob es sich um farbigen Lack handelt oder um Metalliclack mit Klarlackieurng handelt. Den Windlauf und den Falz der Frontscheibe sollte man vor Montage der Kotflügel lackieren, sonst kommt man nicht mehr dran. Übrigens: Wie Citroen diese Autos im Werk lackiert hat, ist mir ein Rätsel.


So, und jetzt kann man alles an Zubehör dran bauen und den Wagen komplettieren - aber bitte nix dabei verkratzen! Natürlich gab's trotz meiner prä zisen Vorgaben der meines SM einige Fehlerstellen, die in doppelter Nachbesserung, wieder unter Murren behoben wurden:

- Sprühnebel an Dachhimmel und Sonnenblenden
- Außenspiegel mit Rotznasen und nicht gut vorgearbeitet
- Fehlerstellen im Lack der Falze der Fahrzeugunterseite und an der Regenrinne
- Sichtbare Klebefugen an Motorhaube und Kotflügelrinne
- Läufer im Lack des hinteren Seitenteiles


Letztendlich wurde es doch was - aber muss denn immer der Ärger sein, wenn man's denen schon sagt, wie's geht!?

 

Andreas Heene