Umrüsten von Automatikgurten auf
originale Schnallen
+ elegante Dreipunkt-Gurte hinten
 


Bei fast jedem SM wurden mittlerweile die umständlichen Statikgurte durch moderne Automatikgurte ersetzt. Dies erhöht nicht nur die Sicherheit, sondern macht das Anlegen der Gurte auch wesentlich einfacher. Zudem fliegen beim Parken auch nicht die losen Gurtbänder durch den Wagen.

Aber: Die Optik wird verfälscht, besonders um die originalen Gurtschnallen ist es sehr schade. Diese haben nämlich auffällige Citroen-Logos und bedienen sich ähnlich wie Flugzeuggurte.



Ohne diese Gurte geht auf jeden Fall ein Teil des „Aviation-Feelings“ verloren. Noch größer ist der Verlust, wenn man die Sicherheitsgurte erster Serie sein Eigen nennt.


Diese verchromten Flugzeuggurte mit blauem Citroen Logo wurden nur in den ersten Modellen (Bj. 70) verbaut.



Als muss eine Lösung her mit folgenden Zielen:

- Authentischer Look durch Original-Schnallen vorne und hinten, vorzugsweise erste Serie.
- Maximale Sicherheit, Dreipunkt-Gurte auf allen vier(!!) Sitzen, davon vorne Automatik.
- Trotz allem möglichst wenig optische Störung des Innenraums: Coole Gurtschnallen ja, hässliche Gurtbänder überall nein.

 

Mit ein wenig Hirnschmalz und Geschick sind alle diese Ziele an einem Nachmittag erreicht. Wie das geht, folgt hier:

 


1. Automatikgurte vorne mit originalen Schnallen

Für die Umrüstung muss man die Gurtbänder ausbauen und von den modernen Steckern befreien. Doch wie geht das, ohne die Nähte aufzuschneiden? Ganz einfach: Man rollt das Gurtband bis zum Ende ab, dann bekommt man die Verankerung in der Achse zu Gesicht:



Der Gurt hat einfach am Ende eine vernähte Schlaufe, in der ein Stift aus Plastik oder Metall eingeschoben ist.



Dieser Stift ist deutlich dicker, als der Schlitz in der Achse der Aufrollmechanik, so dass der Gurt nicht heraus gezogen werden kann.



Das vereinfacht unsere Arbeit ungemein: Es reicht, den Stift aus der Schlaufe zu ziehen und schon kann man den Gurt aus dem Aufrollmechanismus herausziehen:



ACHTUNG!!
Es ist unbedingt darauf zu achten, dass die Achse beim Herausziehen des Gurtes nicht „abwickelt“, diese steht ja unter Federspannung. Daher unbedingt mit den Händen in Position halten und mit einem langen Gegenstand fixieren (siehe Bild):



Die Achse steht unter Spannung und ist durch einen
langen Gegenstand vor dem Abrollen zu schützen


Das vordere Ende des Bandes schrauben wir einfach ab und haben somit das Gurtband komplett ausgebaut.



Wenn man nun Glück hat, kann man sowohl die Umlenklasche als auch den Stecker einfach über das lose Ende mit der genähten Schlaufe abziehen. Hat man dieses Glück nicht, muss der Schlitz des Steckers mit einem Lötkolben etwas „aufgeschmolzen“ werden - Aufpassen, dass man das Gurtband dabei nicht beschädigt!



Jetzt ist das Gurtband „nackt“ und kann mit der originalen Gurtmechanik bestückt werden. Bei den Chromschnallen erster Serie muss an diesem langen Ende der männliche Chromstecker aufgeschoben werden.



Er hat leider keinen Doppelschlitz, so dass er bei Nichtgebrauch senkrecht auf den Boden rutscht. Manche Gurtbänder haben für solche Fälle einen Gurtstopper als Plastikknopf im Gurtband. Wenn nicht, bieten sich Gurtstopper aus Edelstahl an, wie man sie z.B. auf Ebay finden kann:



Mit einem Dremel, etwas Politurpaste und Polierscheibe ist der Gurtstopper in ein paar Minuten auf Hochglanz poliert.



Man schiebt den Gurtstopper auf den Gurt, danach den verchromten Gurtstecker und danach den Umlenkbügel. Es ist darauf zu achten, dass die Komponenten zueinander alle richtig gedreht sind!



Jetzt muss man nur noch das neu bestückte Gurtband wieder in die Gurtrolle schieben (Bild oben, richtig herum!), den Metallstift wieder in die Schlaufe stecken, den Umlenkbügel wieder an der B-Säule verschrauben und das andere Ende am Schweller verschrauben, schon ist die Umrüstung (fast) fertig.



Es verbleibt noch die Gurtpeitsche: Diese schraubt man einfach ab und verschraubt stattdessen ein kurzes Gurtband mit Metallöse, das man in jedem Autozubehörhandel für kleines Geld bekommt.



Die Flugzeugschnalle wird auf das Band geschoben und schon ist die Umrüstung komplett!



Neben der viel besseren Optik gibt es auch Verbesserungen im Handling: Die leichten Stecker sind immer schön griffbereit, der Gurtstopper ist in seiner Höhe frei verstellbar (je nach Geschmack) und die Gurte sind vorne nun auf beiden Seiten(!) auf den Körper einstellbar, da ja auch die Chromschnallen verschoben werden können. Dadurch wird trotz der niedrigen Position des Umlenkbügels an der B-Säule kein so großer Zug mehr auf die Schulter ausgeübt. Auch beleibtere Passagiere können nun bequemer sitzen! Auf der Negativseite ist natürlich zu bemerken, dass die Schnallen auch zwischen die Sitze rutschen können und nicht so schön starr stehen, wie die Gurtpeitschen.



Ebenfalls praktisch ist es, dass man an den Gurten nichts neu vernähen lassen muss. So behalten die Gurtbänder ihre originale Stabilität!



Alternativ können natürlich auch alle Gurte mit den Original-Schnallen späterer Baujahre versehen werden. Allerdings hängen bei Nichtgebrauch die Schnallen an der B-Säule und liegen nicht so schön auf den Sitzen.


Die SM Gurte 71-75 sind optisch ebenfalls individuell und ansprechend


Auf den Sitzen befindet sich dann die Einschiebe-Schiene, wie im Bild oben zu sehen. Übrigens: Die Fahrerseite hat eine graue Schnalle und ein graues Gurtband, die Beifahrerseite beides in schwarz!

 


2. Dreipunkt-Gurte hinten

Wie bereits erwähnt, werden in dieser Anleitung maximal sichere Gurte angestrebt, sprich Dreipunkt, zu Gunsten der Optik werden keine faulen Kompromisse eingegangen. Das heißt aber nicht, dass das Erscheinungsbild egal ist. Im Gegenteil, die Gurte sollen bei Nichtgebrauch nicht lose herum hängen, sondern elegant geordnet wirken.

Um das zu realisieren, wären Automatikgurte nahe liegend, aber es gibt keine Möglichkeit, die großen Gurtrollen optisch elegant zu montieren: Auf der Hutablage stören sie ebenso wie an der C-Säule. Aus diesem Grund fallen Automatikgurte aus, es bleiben Dreipunkt-Statikgurte.

Doch wie macht man Statikgurte aufrollbar? Nach ein wenig Recherche findet man die Lösung: Im VW-Oldtimer Zubehör gibt es tatsächlich praktische Gurtaufroller, die einfach auf das Gurtband gefädelt werden.



Das Prinzip ist sehr einfach: Die Achse ist mit einer Feder versehen, die man manuell vorspannt. Dann wird der Gurt in die Achse gefädelt und bei Nichtgebrauch wickelt die Achse automatisch das Gurtband auf.



Leider lässt die Qualität der Wickler ein wenig zu wünschen übrig: Wenn man die Achse bei der Installation überdreht, springt die Feder sofort heraus.Man kann die Achse des Wicklers umbauen und verstärken, aber eine Anleitung dafür würde hier zu weit gehen. Man muss halt einfach vorsichtig bei der Installation sein.

Ein viel größeres Problem ist die hässliche Farbe, denn sie sind grau/beige und nicht schwarz (falls ein Leser sie in Schwarz findet, bitte Bescheid geben). Aus diesem Grunde müssen sie umlackiert werden. Damit die Farbe auch hält, müssen die Schnallen mit Kunststoffhaftvermittler gewissenhaft vorbehandelt werden. Mit gutem Lack in Schwarz matt lackiert man nun auf den Haftvermittler:



Zum Lackieren muss die Mechanik vorher ausgebaut werden, was aber selbsterklärend einfach ist. Nach dem Lackieren sehen die Schnallen sehr gut aus. Dank des Haftvermittlers ist die Farbe auch kratzfest!



Nun bestückt man analog wie im ersten Kapitel die Gurtbänder mit den originalen Steckern, Schnallen und Gurtstoppern und verschraubt die fertigen Statikgurte an den entsprechenden Halterungen, die jeder SM zum Glück ab Werk besitzt.



Als letzten Schritt setzt man den Gurtaufroller wie beschrieben ein. Es ist darauf zu achten, dass der Gurt bei Gebrauch sich komplett abwickelt. Bei Nichtgerbrauch hält der Aufroller den Gurt schön straff und der Dreipunktgurt hängt nicht lose herum.



Es geht also doch, hinten Dreipunktgurte ohne hässliche Gurtrollen zu installieren, sogar mit den originalen Schnallen!




3. Fazit

Beim Blick in das Auto ist die Flugzeugoptik nun perfekt: Alle vier Sitze sind mit den verchromten Schnallen versehen, die man übrigens wirklich wie im Flugzeug anlegt und zum Lösen aufklappen muss.



Alle Ziele erfüllt: Moderne Dreipunktgurte, Flugzeugfeeling dank Originalschnallen und keine wild herumliegenden Gurtbänder. Außerdem sind die Gurte vorne nun flexibler (beidseitig verstellbar) und bequemer als mit herkömmlichen Automatikgurten. Was will man mehr?





Ekkehart Schmitt