Edelstahl-Anbauteile
Aufarbeiten des Edelstahls
 


Der SM ist mit einer ganzen Menge Chromteilen ausgerüstet, die bei einer Restaurierung logischerweise mit "gesupert" werden müssen, eigentlich sogar bei jeder Neulackierung, da sie streng genommen sowieso abgebaut werden müssen. Eigentlich ist der Begriff "Chromteile" nicht richtig, denn es handelt sich schließlich um Edelstahlteile - weiß der Himmel, in welcher weisen Voraussicht das Citroen seinerzeit gemacht hat - wo die gesamte Konkurrenz noch auf Chrom abfuhr. Im Sinne einer späteren Restaurierung war das jedenfalls eine unheimlich vorausschauende Entscheidung, wie so oft bei Citroen, die dem heutigen Restaurateur die Sache erheblich leichter macht, als den Besitzern von Chrom-Oldies.

Der Edelstahl ist zwar durch Kratzer, Beulen und andere mechanische Einwirkungen "gezeichnet", hat aber keine Roststellen, die ausgeschweißt werden müssen und keine Chrom-Schicht, die galvanisch entfernt werden und anschließend neu aufgebaut werden muss. Abgesehen von den Kosten auch eine Frage der Umweltbilanz, was bei der Galvanotechnik schon ins Gewicht fallt. Man muss die Edelstahlteile also "nur" ausrichten und polieren.

Mit dem Ausrichten geht's aber schon mal los, dass muss man können, was bei meinem weißen SM bedeutet hat, dass ich diesen Job meinem Karosseriebauer überlassen habe, der das sehr gut beherrscht. Wenn ich nur an die total verzogene Stoßstange denke - das Ding war nach der Behandlung durch Meister Kübler wie neu - einfach unglaublich. Auch die diversen Zierteile wie Scheibenrahmen und Zierschweller hat er toll hinbekommen, aber es hat halt eine Stange Geld gekostet.

Da ich mich mit der Restaurierung des Automatic-SM langsam mit meiner autarken Werkstatt freischwimme, habe ich mich kürzlich selber mal an sowas versucht - und siehe da, ich krieg' das fast genauso gut hin. Zwar werde ich bei den Stoßstangen nichts machen, dafür braucht man schweres Werkzeug, aber der ganze teuere und dünnblecherne Zierkram musste dran glauben.

Zuerst habe ich natürlich an einem Teil herumgeübt, das sowieso schrottreif war, aber die diversen Verformungen ganz gut wegbekommen mit Ausrichten von Hand ( da tun einem hinterher gut die Finger weh ) und mit dem Herausklopfen mittels Körner oder Durchtreiber. Grundsätzlich ist zu beachten, dass man großflächige Verformungen, die aus Verbiegungen herrühren, am Besten von Hand rückverformt, entgegengesetzt zur ursprünglichen Verbiegung. Auch ein paar Holzstückchen leisten gute Dienste, man kann damit von der Rückseite her, im Handbetrieb, Verwerfungen egalisieren, indem man unter Druck deren Linie verfolgt. Etwas Gefühl und grundsätzliche handwerkliche Übung sind allerdings schon erforderlich, sonst geht's schief - für reine Schreibtischtäter oder Mechaniker 'ist das nichts! Entweder man hat Gefühl in den Fingern oder man ist Mechaniker, - ein Vorurteil, das oft bestätigt wird.

Dellen in den Zierleisten, die aus dem Kontakt mit einem spitzen Gegenstand herrühren, sind logischerweise mit einem ebensolchen in Gestalt eines Körners von der Rückseite her rauszuklopfen. Hier kommt's dann auch auf das Fingerspitzengefühl an, damit nicht nach dem Richten ein dicker Blechpicke1 nach außen zeigt. Grundsätzlich muss man aber solche Stellen schon um ein geringes Maß nach der Sichtseite klopfen, damit man es später egalisieren, d.h. abschleifen kann.

Ein Tip am Rande: Die Stelle, auf die man auf der Rückseite draufklopfen muss, findet sich am besten, wenn man die Rückseite vollständig reinigt und mit einem Schleifvlies bearbeitet, die Unebenheiten werden in der Schleifstruktur sehr gut sichtbar.

 

Ist alles gerichtet, kommt der Schleifvorgang, bei dem die Sichtseite geschliffen wird. Da zuerst die hervorstehenden Unebenheiten des Richtvorganges "abgehobelt" werden müssen, ist solange mit feinem, um einen präzisen Hartholzschleifklotz gewickeltem, Naßschleifpapier (Korn 400 - 800 ) zu arbeiten, bis keine Schattierungen mehr erkennbar sind. Das fuhrt zwar zu einem notorischen Tennisarm, aber die menschliche Hand ist eben das beste Werkzeug wo gibt und Maschinenschliff ist bei sowas tödlich, das geht effektiv nicht! Übrigens ist auch vom Feilen abzuraten, abgesehen davon, dass man schnell eine Ecke in das Teil einfeilt, gibt die Feilerei auch Riefen, die anschließend um so längere Schleifzeiten von Hand erfordern.

Wenn jetzt alles eben und fein geschliffen ist, geht's ans Polieren. Die galvanische "Elektropolitur" ist leider bei dem von Citroen verwendeten Material, einem ferritischen Edelstahl, nicht möglich, das Zeug ist sogar magnetisch. Aber man darf doch eine Maschine einsetzen, eine Poliermaschine eben. Doch wer hat sowas? Im Werkzeughandel kostet sowas ziemlich viel Geld, aber glücklicherweise haben die Baumärkte seit einiger Zeit sehr preiswerte Werkzeugmaschinen "Made in China", auch wenn oft etwas anderes draufsteht. Da gibt's zum Beispiel sogenannte Doppelschleifmaschinen, nichts anderes als ein Elektromotor mit beidseitig austretender Welle mit je einem Schleifstein drauf. So frei nach dem Motto, dass Leistung durch nichts zu ersetzen ist, sollte man aber ein Teil kaufen, mit einem Schleifsteindurchmesser von mindestens 20 cm, die Dinger haben dann auch genug Power. Und darauf achten, dass die Schutzbleche der Steine demontierbar verschraubt sind, die braucht man nämlich nicht bzw. vielleicht doch nach irgendeiner Vorschrift, aber sie würden behindern.

Meine Poliermaschine hat genau € 50.- gekostet. Teuerer wird dann das Zubehör. Man benötigt folgendes:

1 Sisalscheibe zum groben vorpolieren
1 schwarzes Polierwachs zum Vor-polieren
1 Stoffscheibe zum Feinpolieren
1 grünes Polierwachs zum Feinpolieren
1 Wildlederscheibe zum Hochglanzpolieren

Auf jeden Fall einen Scheibendurchmesser von mindestens 20 cm und auf passendes Aufnahmeloch achten - sonst Reduzierstücke (Rohrstücke) einbauen.


Dann geht's los, aber bitte mit Handschuhen. Und wer die Poliererei unvorsichtig angeht und die Drehrichtung der Maschine nicht beachtet, dem "zieht's'' ein Teil ein, es verbiegt, oder fliegt gar fort und knallt auf den daneben stehenden SM. Aber mit etwas Übung kein Problem. Auch hier wieder am besten mit Schrott üben.

Der Erfolg zeigt sich in hochglänzenden, fast neuwertigen Teilen und einem glänzenden SM. Der Job bedingt allerdings eine nicht allzu hektische Natur des Restaurateurs, ich habe für das Herrichten meiner Tür-Schweller etwa 3-4 Stunden je Teil verbracht, aber das Ergebnis lohnt den Zeiteinsatz, nur Neuteile sind besser. Die Riffelungen der Zier- Schweller sind übrigens geätzt, da kann man zwar eine Zeit lang feinpolieren, mit dem Hammer ist dort aber Vorsicht geboten - am besten - lieber nicht! So, jetzt übt mal schön.


Andreas Heene