Dritte Bremsleuchte
Mehr Sicherheit im Alltagsverkehr
 


Wer mit seinem SM viel unterwegs ist, landet zwangsläufig früher oder später in dichtem Verkehr, besonders in stark besiedelten Gebieten wie NRW. Und leider äußert sich die Nervosität vieler Mitbürger in dichtem Auffahren, Drängeln, Telefonieren am Steuer und den damit verbundenen Gefahren.

In den letzten zwei Jahren kamen mir hinterherfahrende Schlafnasen des Öfteren verdächtig nahe ans Auto, zweimal hätte es beinahe gekracht. Da wohl nicht ärgerlicher wäre als ein unverschuldeter Auffahrunfall mit dem SM, für den gut erhaltene Ersatzteile so schwer zu bekommen sind, habe ich mich entschlossen, die passive Sicherheit mit einer dritten Bremsleuchte etwas zu erhöhen. Tatsächlich sind die originalen Bremsleuchten ja bekanntermaßen nur durchschnittlich hell und zudem sehr tief über der Straße platziert, so dass sie von den lieben Dicht-Auffahrern leicht übersehen werden, erstrecht im (Halb-)Dunklen, wenn die nebenliegenden roten Rücklichter auch noch angeschaltet sind. Von einer dritten Bremsleuchte auf Augenhöhe geht da mehr Signalwirkung aus und heutzutage ist ja auch jeder Fahrer mehr auf diese Leuchten „geeicht“, da sie mittlerweile ja ausnahmslos in jedem Auto verbaut sind.

Leider sind die im Autozubehörhandel erhältlichen Nachrüstlösungen alle nicht optimal: Klobig sitzen sie entweder auf der Hutablage oder sind ab Dachhimmel befestigt und der „Cheap China Shit Look“ ist unverkennbar. Daher musste eine Selbstbaulösung her mit folgenden Zielen:

  • Nahezu unsichtbare Integration, von Außen nicht zu erkennen und von Innen auch nur, wenn man es weiß.
  • Möglichst hohe Positionierung nahe dem Dach
  • Effektive Helligkeit
  • Bei Bedarf ohne Rückstände rückbaubar
  • Keine störenden Nebeneffekte


Dabei kam ich auf folgende, einfach zu realisierende Lösung, die zudem nur ein paar Euro kostet und ein wenig Bauzeit erfordert:

 


1. Das Material

Als eigentliche Bremsleuchte kommt ein LED-Montageband (rot) zum Einsatz, wie man es im Internet als Meterware überall finden kann, Hersteller ist 3M.



Das flexible Band ist ca 8mm breit, 2mm tief und auf 12V vorkonfektioniert. Es kann im Dreierpack gekürzt werden, somit ist auch eine Bremsleuchte in beliebiger Länge denkbar. Theoretisch sogar über die volle Wagenbreite. Als gutes Mittelmaß habe ich mich für 12 LEDs entschieden.



Die Leuchtkraft ist sehr hoch, wie man in diese Bilder erkennt, Hitzeentwicklung und Stromverbrauch dank LED-Technik dabei aber moderat.



Ziel ist es, dieses LED Band unter dem Stoff der inneren Abdeckleiste der Kofferraumklappe zu verstecken, weshalb wir diese vorher ausbauen müssen:



Da der alte Stoff beim Lösen von dem Plastikträger darunter direkt zu Staub zerfällt, besorgen wir uns bei den ausgewiesenen Spezialisten (Sattlerei Axel Preis / Düsseldorf) den passenden Himmelstoff für einen Neubezug:



Zum Verkleben verwenden wir Pattex Classic aus der Dose mit Pinsel zum Auftragen. Weiter benötigen wir Schaltlitze mit einem Querschnitt von 0,75mm², Lötkolben und Lötzinn, typische KFZ-Steckkontakte zum Crimpen, eine Crimpzange sowie 4mm Ösen mit Klemmring (Innendruchmesser 4mm) und dazu die passende Ösenzange:



Sonstiges Werkzeug wie Schraubenzieher, Schlüsselringe usw. setze ich als Grundastsattung für jeden Schrauber voraus.

 


2. Fabrikation

Zunächst gilt es die Abdeckleiste der Kofferraumklappe auszubauen (5 Kreuzschrauben) und den Stoff abzuziehen.



Da dabei zwangsläufig Kleberückstände verbleiben, ist der Plastikträger darunter gründlich zu reinigen, damit der neue Kleber wieder gut haften wird. Sollte Der Träger Risse oder Brüche haben, ist dies ebenfalls eine gute Gelegenheit, diese mit entsprechenden Mitteln zu verkleben, doch dies ist nicht Thema dieser Anleitung.

Nach den Vorarbeiten nehmen wir das LED-Leuchtband und kleben es zentriert auf die schmale Außenseite des Plastikträgers. Ein guter Orientierungspunkt ist das mittlere Montageloch im Kunststoff.



Jetzt gilt es, die Verkabelung zu beginnen: Links und rechts neben der LED-Leiste bohren wir zwei kleine Löcher in den Kunststoff, stecken die Litze hindurch und verlöten eine Seite mit dem Pluspol, die andere Seite mit dem Minuspol. Für beides befinden sich entsprechende Lötstellen auf der LED-Leiste, so dass auch nur mäßig geübte Löter kein Problem haben.



So wie im Bild oben sieht die provisorische Verkabelung aus, jede der beiden Litzen sollte eine grobe Länge von 60cm aufweisen. Jetzt „schwärzen“ wir die Leiterbahnen der LED Leiste mit einem schwarzen Lackstift, damit später keine Elektronik durch die Leuchte schimmern kann. Es ist peinlich genau darauf zu achten, dass die eigentlichen Leuchtflächen der LEDs frei bleiben:



Jetzt kommt der langwierigste Teil der Montage: Der neue Bezug! Wir breiten den Bezugsstoff auf einem großen Tisch aus und markieren die stellen für die Ösenlöcher (Zientrierung beachten):



Die Markierungen müssen einen Abstand von 1,5cm zueinander haben und sollten ebenfalls rund 1,5cm von der geraden Stoffkante aufweisen.



Haben wir so viele Markierungen eingezeichnet, wie unsere Leuchtleiste LEDs hat, stanzen wir die Löcher mit der Ösenzange aus. Es ist sehr wichtig, dabei genau zu arbeiten, damit alle Löcher den selben Abstand zueinander und zum Rand hin erhalten!



Die Genauigkeit ist so wichtig, damit anschließend alles Falten- und Zugfrei verlegt werden kann, am besten zweimal alles nachmessen, denn ein Loch kann man nicht mehr rückgängig machen.



Nun ersetzen wie die Locheinsätze der Zange durch die Öseneinsätze, stecken durch die Löcher jeweils eine der 4mm-Ösen und platzieren auf der Rückseite die Klemmringe. Mit einem Zangen-Handgriff pressen wir eine Öse nach der anderen zusammen, so dass sie sich fest im Stoff verankern.



Nach dieser Arbeit haben wir die zwölf Ösen in gleichen Abständen, wie im Bild oben. Mit einem Zugtest sollte man nun überprüfen, ob die Ösen auch alle richtig verankert sind, damit es beim späteren Beziehen keine Probleme gibt (Ruhig fest ziehen, denn richtig geklemmte Ösen halten Bombenfest!)



Von der Vorderseite aus kann man die dunklen Nieten kaum erkennen, was auch beabsichtig ist, denn die LED Leuchte soll am Ende möglichst unsichtbar sein.



Jetzt geht es ans Beziehen: Zunächst „knöpfen“ wir die Ösen regelrecht auf die LEDs. Die 4mm Ösen sollten genau passen, gegebenenfalls muss man die Ecken der LEDs ein minimal abfeilen.



Ausgehend von der nun provisorisch fixierten Mitte spannen wir die überstehenden 1,5cm zum Stoffrand um die Plastikkante und verkleben diese ausschließlich auf der Innenseite. Für eine optimale Festigkeit ist der Pattex-Kleber beidseitig aufzutragen (Plastik / Stoff) und 10 Minuten mit der Weiterverarbeitung zu warten, bis er angetrocknet ist.



Analog bespannt und verklebt man nun den gesamten Plastikträger. Die Arbeit ist selbsterklärend und für einen Laien durchführbar (ich selbst habe dies zum ersten Mal gemacht), man muss aber unbedingt sorgfältig vorgehen und sich Zeit nehmen.



Hat man diese Arbeit abgeschlossen, erhält man eine neu bespannte Querverkleidung, wie im Bild oben. In der Mitte befinden sich die „Bullaugen“ mit den LEDs dahinter.



Nun erhält man bereits einen guten Eindruck davon, wie unauffällig die Bremsleuchte integriert ist. Aus normalen Sichtabständen muss man schon darauf achten, um die Modifikation überhaupt zu erkennen.

Als letzte Vorbereitung für den Einbau kürzen wir das Minuskabel so, dass es bis zum Ende des linken Leistenwulstes reicht, das Pluskabel so, dass es ca. 5cm rechts über die Leiste herausragt:



Gelb: Minuskabel, Rot:Pluskabel


An das Minuskabel crimpen wir eine große Rundöse, an das Pluskabel einen Flachstecker, damit ist unsere Leiste fertig und kann eingebaut werden

 


3. Einbau

Nun geht es an den Einbau, bei dem noch ein Aspekt zu lösen bleibt: Die „Steuerleitung“ für das Bremslicht. Hierfür muss ein Kabel von den Rückleuchten bis zur Bremsleuchte gezogen werden, selbstverständlich auch möglichst unsichtbar.

Schwierigste Stelle ist der Übergang von der Heckklappe zur Karosserie, weil das Kabel nicht hässlich in der Luft rumhängen soll. Citroen hat dieses Problem für die Kennzeichenleuchte und die heizbare Heckscheibe durch kleine Spiralkabel gelöst, was unser Glück ist: Denn in der Mitte der Spirale ist eine Loch, durch das wir problemlos ein dünnes schwarzes Kabel ziehen können:



Dies machen wir auf der rechten Beifahrerseite, wie im Bild oben zu erkennen. Dann lösen wir vorsichtig die Verkleidung der C-Säule (ist nur geclipst) und stecken das Kabel in die Öffnung die zum Hohlraum des Kotflügels führt:


Nun beginnt ein Geduldspiel: Wir müssen das Kabel so nachführen, bis es im kleinen Ausgangsloch oberhalb des rechten Kotflügels im Kofferraum erscheint und von dort dann in den Kofferraum gezogen werden kann. Nur nicht verzweifeln, früher oder später klappt es schon (Danke und Gruß an Marcus, der dafür ein so glückliches Händchen hat).

Danach verlegt man das Kabel ebenso, wie die originalen Kabel (Zumindest in meinem Auto sind sie dort). Alternativ könnte man das Kabel auch komplett innerhalb des Kotflügels verlegen.



Den Steuerstrom zapfen wir von der rechten Bremsleuchte ab. Dafür basteln wir uns ein Y-Kabel mit Eingang (Kabelbaum), Ausgang (Bremsleuchte rechts) und Ausgang (Dritte Bremsleichte). Mit Crimpzange ist das in wenigen Minuten gebastelt.



Jetzt schneiden wir das Kabel auf die richtige Länge und verlegen unser neues Kabel sowie den Y-Adapter hinter den Kofferraumabdeckungen unsichtbar. Damit ist das Hauptkabel verlegt und wir bauen schließlich die Kofferraumleiste mit unserem Bremslicht ein:

Zunächst crimpen wir eine große Öse an das Massekabel unserer dritten Bremsleuchte und verschrauben diese durch eine der linken(!) Kofferraumschaniere:



Jetzt schrauben wir die Leiste wieder mit den Schrauben fest (Vorher die Löcher im neuen Stoff stanzen!) und achten dabei drauf, dass die Anschlusskabel schön unter der Verkleidung verlaufen und nicht rausgucken, am besten vorher mit Klebeband fixieren.

Bevor wir die Schraube ganz rechts montieren, Crimpen wir Flachstecker und Flachsteckdose an unsere Plus-Kabel und verstecken diese Kupplung wie die originalen Kabel unter der rechten Klappenverkleidung.


 

Jetzt schrauben wir alles fertig zu und…. Sind fertig!!!

 


4. Ergebnis

Wie geplant ist die dritte Bremsleuchte von Außen nicht zu erkennen. Durch die Spiegelungen der flachen Scheibe ist die unter Stoff getarnte LED-Leiste nicht zu erkennen:



Man muss schon die Kofferraumklappe öffnen, um die Leuchte zu lokalisieren und man muss auch schon drauf achten, um sie wahrzunehmen:



Auch die Verkabelung durch die originale Spirale ist selbst bei genauem Hinsehen nicht zu sehen, nichts deutet auf unsere Zusatzleitung hin.



Ok, soweit zur „Unsichtbarkeit“, doch eine dritte Bremsleuchte soll ja auch Signalwirkung haben. Abschließend kommt der spannende Teil: Der Funktionstest! Wir treten auf die Bremse und wenn alles richtig montiert ist, sieht es dann so aus:


 

Bei Dämmerung dann so:


 

Störende Spiegelungen in der Rückscheibe gibt es nicht, lediglich am unteren Stoffrand kann man die Bremsleuchte erahnen.



Ab sofort bin ich sicherer unterwegs und weiß, dass meine Hintermänner mich auch garantiert bremsend wahrnehmen, wie bei einem modernen Auto. Aber ein moderneres Auto als den SM gibt es ja eh nicht.


 

 

Ekkehart Schmitt